Evangelische Freiheit – was ist das eigentlich wirklich?

Also die evangelische Freiheit ist nicht eine unbedingte Freiheit, die aufheben und setzen könnte nach Belieben, sondern sie ist wie alle wahre Freiheit eine bedingte, nämlich eine durch das Wese der Sache selbst, um die es sich dort handelt, bedingte und dadurch mit dem wahren Inhalt erfüllte Freiheit. Das ist eben der schlechte Freiheitsbegriff, mit welchem man dort seit den Tagen des Pelagius operiert, jene angeblich unbedingte bloß formale Freiheit, die aus heiler Haut sich ihren eigenen Inhalt setzt, diese schlechthin souveräne Freiheit, welche  doch nur Knechtschaft ist, weil sie nicht durch das Wesen der Sache als ihren Inhalt,  sondern durch alle möglichen Zufälligkeiten und Einflüsse bestimmt ist.

Ernst Luthardt, Vorträge über die modernen Weltanschauungen, 4. Aufl. Leipzig 1908, S. 57.

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