Mit Spekulatius auf der Ofenbank – Johann Matthes‘ genussvoll gedichtete Zeilen

Heute werden wir besinnlich. Und lyrisch. Und wünschen eine gesegnete Weihnachtszeit mit Ratschlägen (nicht nur) fürs neue Jahr.

„Bereitet dem Herrn den Weg!“ lautet ein Ausschnitt aus dem Wochenspruch für den dritten Advent. Wie soll dieser Weg bereitet werden? – Bete, lies fleißig, meditiere! So ruft es uns Johann Matthes zu. Neben vielen anderen Dingen wird diese Trias in seinem Gedicht als Aufgabe (des Pfarrers) genannt. Das erinnert an die Merkmale des Theologen-seins bei Luther, die sich in den Worten „Gebet, Meditation, Anfechtung“ zusammenfassen lässt (und womit dieser nicht nur studierte Menschen meinte). Damit werden wir daran erinnert, was die Hauptaufgabe sein soll. Gebet und Schriftmediation sticht hier alles andere: Etwa, dass (v.a.) Pfarrer nah bei den Menschen sein sollten, dass sie gesellschaftlich präsent sein sollten, oder anderes. Das alles – um nicht falsch verstanden zu werden – ist damit ja nicht ausgeschlossen oder verboten. Es ist bloß nicht Grund oder Ursache des Handels, Ausgangsmotivation. Stattdessen ist es Folge. Handeln, das sich aus den grundlegenden Aufgaben ergibt.

Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse. Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden. Mir aber ist’s ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist’s aber, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und das Trachten der Herzen offenbar machen wird. Dann wird auch einem jeden von Gott Lob zuteilwerden.

Gebet. Also Hände hoch, los geht’s? – So hab ich das doch schonmal gesehen! „Niemand soll sich auf sein Herz verlassen, dass er ohne Worte beten wolle, es sei denn, er ist wohl geübt im Geist und habe Erfahrung, die fremden Gedanken auszuschalten. Sonst wird ihn der Teufel ganz und gar verführen und sein Gebet im Herzen bald zerstören. Darum soll man sich an den Wortlaut des Gebets halten“, so warnt und rät uns Luther (WA 2, 85). Heißt: es ist kein Zeichen besonderer Heiligkeit, frei zu beten und es ist sehr zu empfehlen, sich an den Gebeten der Schrift (v.a. Psalmen) und der Kirche zu orientieren.

Und meditieren? Auch das nicht innerlich, still, sondern die Worte im Buch „lesen und wieder lesen“, sie untereinander bedenken und immer fragen, was der Heilige Geist dir damit sagen will. Und hüte dich zu meinen, du hättest sie schon oft genug gelesen, gehört, gesagt und hast schon alles verstanden (nach WA 50, 659).

Es zeigt sich auch hier wieder: Gott gibt nicht ohne Mittel. Er nutzt Evangelium, Abendmahl und Taufe, um seinen Geist zu geben. Damit wir wissen, wo wir ihn suchen sollen und finden werden. Nicht in unserem Kopf, sondern in Gebet und Meditation, wenn beide sich festhalten am Wort Gottes selber.

Nun ein genussvolles Adventsende mit den folgenden Zeilen!

(Wir empfehlen, folgendes laut zu lesen:)

Nütze vnnd nötige Regeln für Pfarherrn unnd Diener der Kirchen / welche des Herrn Christi Lehre und Ehre weit außbreiten wollen.

Tregstu Christum durchs grosse meer /

Wilt sein mit nutz ein Prediger

So lauff nicht ohn Vocation/

Empfah die Ordination.

 

Weid die vertrawte Schäfflein recht /

Vor der gnad treibs Gesetze schlecht.

Bring new und altes auff die Bahnn /

Glauben und Wercke soltu han /

Gottes Wort recht und artig theil /

An guter Ordnung sey kein feil

In Gottes furcht und Glauben rein /

Züchtig / ehrbietig soltu sein

 

Den gemeinen Man nützlich lehr /

Und mach es Kindern nicht zu schwer /

Schlecht und recht / rund und ehrlich sey /

In geberden züchtig dabey.

 

Theil dein Predigt nicht in viel Stück /

Meid höffisch wort und bewrisch tück.

Lob dich nicht selber stolziglich /

Auff andere auch nicht heimisch stich.

 

Regenten schelt nicht ohn ursach /

Abwesendn red nicht ubel nach.

Sey kein Lotterbub noch Storkopff /

Schrey auch nicht wie toller Tropff /

Klügel nicht nach Sophister Art /

halt nicht immerdar widerpart.

 

Redstu Ebreisch / Griegsch / Latein /

Fürm Volck / so magst ein Narr wol sein.

Rede mit der Propheten wort /

Und der Apostel / so kömpst wol fort.

 

Außlegung gebn Symbola fein /

Und die Lehrer der Kirchen rein /

Sieh nur allein auf Christi ehr /

such nicht her omnes gunst zu sehr /

Fürchte dich nicht für Jemands haß /

einen jeden frey urtheiln laß.

 

Mit Gotts Wort treib nicht krämerey

Thut dir sonst schaden mancherley.

Bleibe in deim beruff alein /

Und laß die frembden hendel sein.

 

Gleub nicht eins jeden neue meer /

Denn offt die Leute lügen sehr.

Dein gewissen behalte rein /

Glauben / gerücht / auch klug solt sein.

 

Das Creuz und wort / leren gar viel /

Hoffart / zorn / neid / verrückens ziel.

Fah nicht / als einerig newes an /

Der Schwermer griln solt fahren lan.

 

Sey der Herde stets ein Fürbild /

Richt dich nach Gottes worte mild.

Thue nicht ohn bedacht und rath /

Undanck verdulde frühe und spat.

 

Klag nicht uber dein geringen stand /

Und such nicht hülff zu Hoff zu hand.

Verheiß das unrecht mit gedult

Und dancke Gott für seine huld.

 

Befehl ihm dein gerechte sach /

und laß nicht gehen dein eigen rach.

Bistu klug / so lieb fried und ruh /

Und fall nicht newer Lehre zu.

 

Fah du nicht an hadder und zanck /

Sey friedfertig von mute lang.

Was dir befohlen ist das thu /

Und such nicht anhang mit unruh.

 

Bete / liß fleissig / meditier.

Und wer dir was guts reth den hör /

Dein Praeceptores halt in ehrn /

Der mitgehülffen weis zu lern.

 

Trachte nach friede und thue guts /

Die Liebe macht ein gutes muths.

Was du thust / laß ein ernst dir sein /

Anders befehle dem Gott dein.

 

Hüt dich für Menschen / und gleichwol /

Jedem dein dienst bereit sein sol.

Wo wirstu Christum tragen recht /

Und dem Gott weißlich singen schlecht.

 

Und wirst die Kron der ehren schon /

Tragen mit grossem lohn dauon.

Und nicht verletzen Christi schar /

Gleub mir / ich habs erfaren / fürwar.

 

Johan Matthes von Rochlitz war /

Ein from Pastor gab gute Lahr.

Aus: Conrad Porta, Pastorale Lutheri

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert