Wie das alte Jahr aufgehört hat, so soll das Neue auch beginnen: mit einem Video, einem im Wortsinn „untermalten“ Essay von C.S. Lewis. Er war schon in den 50er Jahren der Meinung, dass diese Grundgedanken abgehandelt werden müssten, bevor man mit „Glaubensfernen“ über die christliche Lehre redet. Darum wollen wir sie nicht unbeleuchtet lassen.
In seinem Essay geht Lewis von der, drei Jahre nach Hiroshima und Nagasaki schmerzlich aktuellen, Bedrohung durch die Atombombe aus. Er stellt darin gleich am Anfang dar, dass die Angst vor dieser neuen Art der Auslöschung auf einen blinden Fleck im tagtäglichen menschlichen Bewusstsein zurückzuführen ist. Denn der Tod ist kein neuer oder in irgendeiner Form vermeidbarer Schrecken, sondern eine unausweichliche Realität, die wir ignorieren. „Denn, verehrte Dame, verehrter Herr, glauben sie mir: Sie und alle Ihre Lieben waren schon vor der Erfindung der Atombombe zum Tode verurteilt. […] In dieser Welt ist der Tod keine Wahrscheinlichkeit, sondern Gewissheit.“
Aus diesem Fakt leitet er zuerst eine ethische Aufforderung für das Verhalten im Angesicht des Todes ab: Der Tod sollte uns beim Tun menschlicher Dinge ereilen, nicht beim verzweifelten Versuch der Todesvermeidung. Unser Leib mag der Vernichtungsmacht unterworfen sein, unser Geist sollte sich ihr nicht unterwerfen.
Danach dringt er zur nächsten und zentraleren Eben vor: Nicht nur der Mensch, die ganze Menschheit, die Erde selbst und das ganze Universum werden, ganz objektiv und rein materialistisch gesehen, im Nichts enden. Wobei die wirklich wichtige Frage nicht die ist, ob die Menschheit durch eine selbstverschuldete Katastrophe vernichtet werden wird, sondern ob dieses materielle Universum die einzig existierende Realität darstellt. Wenn ja, sind alle menschlichen Anstrengungen letzten Endes vollkommen ohne Sinn, was damals und heute vom Großteil der Anhänger einer rein materialistischen Weltsicht ignoriert wird.
Dieser Punkt – die absoluten Tatsächlichkeit des Todes der Person und des Universums in ihrer Konsequenz für das Jetzt – wird für mich schon fast sublim in einer Szene aus dem Film Terminator: Judgement Day verdeutlicht, wenn man sich im Klaren ist, dass die Worte, die Sarah Conor am Ende des Clips aus sich herausschreit, nicht nur dann gelten, wenn Skynet ein Bewusstsein erlangt – sie gelten für uns alle schon jetzt, sollten die Prämissen des Materialismus der Wahrheit entsprechen: „You all think you are safe and alive, you are already dead. Everybody. Him, you – you’re dead already. This whole place, everything you see is gone! You’re the one living in a f***ing dream!”
Jenem Traum nämlich, in dem ein materialistischer Glaube an die Endgültigkeit des Todes und den Menschen als Tier oder Maschine mit dem Gefühl eines sinnvollen oder erfüllten Lebens vereinbar ist. Wenn wir tatsächlich vollkommen ausgelöscht werden und nicht nur unser eigenes Bewusstsein, sondern früher oder später im Ende der Menschheit alles je dagewesene Bewusstsein, dann hat der Tod das letzte Wort und die größte Deutungshoheit. Er ist die Null, mit der die noch so reiche und verzweigte Gleichung des menschlichen Lebens am Ende multipliziert wird. Ist ein Baum im Wald je gefallen, wenn niemand mehr da sein wird um sich daran zu erinnern, dass er fiel?
Wer vor diesen Gedanken erschauert, wer sich in passiver, gefühlt sentimentaler Sehnsucht wünscht es gebe „mehr“, der wache auf. Der beginne die anderen Antworten der Menschheit auf die Frage nach dem woher, wohin, wie und warum des menschlichen Lebens mit Ernst zu prüfen und zu bedenken, wie es einst Lewis selbst tat. Nicht, weil das sich schöner anfühlen könnte, sondern weil sich der Materialismus als nicht der Realität entsprechendes, nicht als taugliches Deutungssystem erwiesen hat. Das Christentum hat ihm mindestens eins voraus: man darf es bis zum Grund zu Ende denken und durch sein Tor eintreten ohne dabei „alle Hoffnung fahren zu lassen“.