Das Ende des alten und der Anfang des neuen Jahres stehen uns bevor. Wie wird es werden und wohin sollen wir schauen? Fragen wir Christoph Ernst Luthardt:
Text: Exodus 20, 2.3
Ich bin der Herr, dein Gott, Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Als Israel am Fuße des Sinai stand, da stand es an den Pforten seiner Zukunft. Seine alte Zeit war aus, seine neue begann, die Zeit des Volkes Gottes. Da war dies Wort das erste, welches Gott zu ihm redete, die Grundlage aller Ordnungen seines Lebens. Am Eingang eines neuen Zeitabschnittes stehen auch wir, an der Pforte einer neuen Zukunft. Ist es auch nur ein Teil der vergänglichen Zeit, welche ein Ende nehmen wird, so ist es doch eine Zeit der Gnade und der Führungen Gottes, und uns billig eine Erinnerung des Endes dieser, des Anfangs einer neuen Zeit, die bleiben soll. So ruft denn dieselbe Stimme auch uns das Wort zum Eingang zu: Ich bin der Herr dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Wo ist unser Gott ? Dort war er auf den Höhen Sinais; in Rauchwolken, Blitzen und Donnerstimmen offenbarte er seine Gegenwart. Aber uns will er sich anders zu finden geben. Heute ist der Namenstag Jesu Christi. Die Reihe aller Namen, welche wir das Jahr hindurch zählen, beginnt Er, wie richtig. Dieser Name ist an des Jahres Anfang gestellt uns zur Weisung: siehe da ist euer Gott. Denn als er verklärt war und dem Stand göttlichen Seins zurückgegeben, von dem er ausgegangen, da fiel Thomas, aller Bekenner des Erhöhten Erstling, anbetend vor ihm nieder mit dem Ausruf: mein Herr und mein Gott! Und der Apostel verkündigt: Gott war in Christo; Gott ist geoffenbart im Fleisch. In Jesu Christo suchen und finden wir Gott. So deuten und erklären beide Worte einander, das neu – und das alttestamentliche. Mit der neutestamentlichen Erkenntnis verstehen wir und lassen uns gesagt sein das alttestamentliche Wort: Ich bin der Herr dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Was will es uns, dieses Wort? Ein Jahreswechsel hat ein Doppelangesicht. Dies Wort lehrt uns die beiden Seiten wohl betrachten. Es richtet unser Auge rückwärts, es lenkt es vorwärts, und wird uns
ein Gericht und ein Lob, wenn wir rückwärts schauen, eine Forderung und ein Trost, wenn wir vorwärts blicken.
Ein Gericht ist Gottes Wort: ich bin der Herr dein Gott. Wenn eine Zeit um ist, sollen wir sie verstehen lernen und ein rechtes Urteil zu gewinnen suchen. Wie wird es lauten müssen? „Lass die Jahre reden und das Alter Weisheit beweisen.“ Es hat kein Leben gegeben reicher an Erfahrung als das Leben Salomos. So aber hebt er die Schrift an am Ende seines Lebens, darin er Abrechnung hält über Alles, das er genossen und erfahren hat: „es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger; es ist alles ganz eitel.“, Warum? Weil nichts Bestand hat, weil Alles so gar dahin muss und nicht bleiben will. Das ist aber Gottes Gericht, das, offenbar wird in der Eitelkeit der Welt. Wo Gott ist, da ist Leben, weil das wahrhafte Sein, das ewig aus ihm selber quillt; „und wo Gott ist, da ist Friede, weil die Fülle des Seins. Aber in der Welt herrscht die Vergänglichkeit, weil das Alte stets sterben muss, dass ein Neues werde; und regiert der Streit, weil Eines wider das Andere steht. Gott übt sein Gericht in der Vergänglichkeit dieses Zeitlaufs: Zu Grabe geht eine Zeit nach der andern. Und über sein Gericht im Streit dieses Weltlaufs : Trübsal und Angst ist der Welt Teil. Und wie eine Verkündigung dieses Gerichts lautet Gottes Wort, das an den Beginn der neuen Zeiten tritt: Ich bin der Herr dein Gott. Gerichtet werden die Götzen alle, welche die Menschen aus den Dingen dieser Welt sich selber machen.
Gott richtet der Welt Vertrauen. Als Israel aus Ägyptens Grenzen zog, da gereute es Pharao, dass er das Volk gelassen und er zog ihm nach. Wohl hatte er den Arm Jehovas gesehen in den Zeichen seines Knechtes, und am Ufer des roten Meeres scheu weichen müssen vor dem Schrecken des Herrn in der Wolke. Aber wie Israel ungefährdet durch die Wassergasse zog, da schaute er auf seine Wagen und Rosse und alles sein Heer und jagte nach. Aber die Wasser, die über ihren Häuptern zusammenschlugen, und die Wogen, die sie in der Tiefe begruben, die rauschten vernehmlich das Wort des Gerichts : Ich bin der Herr. – Als Nebukadnezar auf seiner königlichen Burg zu Babel stand und schaute auf seine Stadt und alle seine Herrlichkeit, da schwoll ihm sein Herz und er hub an und sprach: „Das ist die große Babel, die ich erbaut zum königlichen Hause durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit.“ Und in derselben Stunde fiel er in Wahnsinn, und sein menschlich Herz ward ihm genommen und ein tierisch Herz dafür gegeben, „auf dass die Lebendigen erkennen, dass der Höchste Gewalt hat über der Menschen Königreiche und gibt sie wem er will.“ Wie er draußen auf dem Felde lag bei den Tieren unter dem Tau des Himmels, da hat sein Wahnsinn vernehmlich gepredigt: Ich bin der Herr.
Gott lässt die Zeiten vergehen und Menschen und Dinge mit ihnen in seinem Zorn, uns zum Zeugnis, dass er richte alles Vertrauen auf das Vergängliche. Er hat vielleicht auch unser Manchem manch eine Stütze gebrochen in diesem Jahr : der Gesundheit Kraft, darauf wir vertrauten, des Geistes Witz, darauf wir uns verließen, der Leute Urteil, darauf wir stolz waren, Hoffnung auf Menschen und Vertrauen auf Staub. Wem solche Stützen, die er sich selbst gemacht aus dem Vergänglichen und aufgebaut aus Hinfälligem, Gott gebrochen hat in diesem Jahre, der klage nicht, sondern erkenne Gottes Gericht und höre sein Wort: Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Gott richtet der Welt Liebe. Da Israel den Herrn verließ, der seine erste Liebe war, und mit den Götzen im Hain und auf den Höhen buhlte und seine Liebe wegwarf an Baal und Astarte, da hat ihm der Herr die Altäre seiner Götzen umgestürzt und ihre Bilder zu Staub zermalmt und seine abtrünnige Stadt mit Feuer verbrannt. Aber in den Zungen des Brandes hat er zu Israel geredet: Ich bin der Herr dein Gott; du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Und auf die Klagen unter den Trauerweiden gaben die Wasser Babels die Antwort: Er ist der Herr.
Gott hat vielleicht auch unser Manchem seine Liebe genommen und seines Herzens Freude zunichte gemacht. Den Gott Mammon durch Unglücksfall, des Fleisches Lust durch stechen Leib, des Herzens Leichtsinn durch schweres Leid, der Menschen Ehre und Freundschaft durch Schmach und übles Gerücht, der Nächsten und Liebsten Leben durch herben Tod? Er macht ja wohl seine Boten zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen; die Elemente müssen ihm dienen und Menschen und Engel feines Willens Ausrichter sein. Er will uns sagen: wir selbst sind nichts, der Mensch ist nichts, der Erde Güter und Freuden eitel Schattenbild. Ich richte durch Vergehen und Untergang: Ich bin der Herr dein Gott. Wohl uns, so wir uns richten lassen und so selber richten. Denn wer sich richtet, wird nicht gerichtet. Denn dieses Gericht Gottes in der Zeit ist nur ein Vorbild jenes Endgerichtes, wenn nicht Ein Jahr, sondern die Jahre zu Ende gehn, wenn nicht eine andere Spanne Zeit, sondern die Ewigkeit beginnen wird.
Aber ein Gericht nicht bloß ist dieses Wort – ein Lob auch.
Wie viele Furcht hat er zunichte gemacht und wie viel Sorge uns gerichtet! Darüber tun wir unsern Mund weit auf zum Lob: du bist der Herr unser Gott. Dass er uns aber zertrümmert, darauf wir fälschlich uns verlassen, oder daran wir unser Herz ungöttlich hängen – sollen wir’s ihm nicht danken als eine Tat seiner Liebe? Und was er uns gegeben und gelassen: dass wir leben, dass wir so leben, wie wir leben, dass wir ihm singen und danken, sein Wort vernehmen und in Gott uns freuen können, dass wir an der Seele uns vorüberführen können, was Gottes Gnade uns und unsre Lieben an Treue und Wohltun hat erfahren lassen, vor Allem dass wir in Reue unserer Sünden gedenken und seine Barmherzigkeit über uns erflehen können – beugt es uns nicht in den Staub? müssen wir nicht in tiefer Beschämung bekennen: ich bin der keines wert, hab‘ es auch nicht verdient, sondern du hast es mir Alles aus Gnaden gegeben? Es lobe den Herrn meine Seele!
Aber manch ein Mund spricht zitternd dieses Lob und manch eine Seele bebend in stiller Trauer. Geliebte! wen Gott lieb hat, den züchtigt er. Dieses Wortes müssen wir freilich allezeit Schüler sein. Aber wahr ist es trozdem: Kreuz ist ein Liebeszeichen. Es will das Herz loslösen von der Erde und uns zum Himmel weisen; was wir verloren, uns in Gott zu suchen Anleitung geben. Es spricht wohl Mancher: wie kann der Fröhliche den Betrübten trösten, und der kein Leides erfahren des Geschlagenen Mut verstehen ? Wir wollen auf Moria’s Höhe gehen und in den Staub im Lande Uz uns setzen. Dort stehet Abraham, Gotte seinen Sohn zu opfern. Was mag in seiner Seele wohl vorgehen? „Was wir Gott schenken, das ist nicht verloren; Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen; ihm leben sie alle und er kann wohl aus dem Tode wieder zum Leben erweden.“ Hier sitzt Hiob und hört der Trauerboten vierfache Botschaft. Und er beugt sich zur Erde nieder betet an und spricht: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen: der Name des Heren: sei gelobt! Er küsst die Hand, die ihn geschlagen. — So merke: ein Tropfen der Gnade Gottes ist mehr als eine Welt voll Leides. Ja, auch das Leid verkündet: Ich bin der Herr dein Gott; verkündets ihm zu Lobe. So lobe den Herrn meine Seele. Geht ein durch die Tore mit Loben und durch die Pforten mit Saitenspiel.
Aber über der Pforte des neuen Fahres stehet diesselbe Wort: Ich bin der Herr dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Als eine Forderung und ein Trost steht es da.
Eine Forderung. Ihr wisst die Auslegung: Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.
Fürchten – Das ist das Erste. Nieder zuerst vor der Majestät foll der Mensch der Erde und dies hinfällige Menschenkind. Wer sich selbst vor ihm beugt, den stürzt er nicht.
Fürchten! Ein Sohn soll seinen Vater ehren und ein Knecht seinen Heren. Bin ich nun Vater, wo ist meine Ehre? Bin ich Herr, wo fürchtet man mich? Ob Gottesfurcht da sei, dessen gibt es ein sicheres Zeichen. Die Furcht des Herrn hasst das Argę. Nun beantwortets euch selbst, ob Gottesfurcht es ist oder nicht, was vor allen Dingen euer und der Andern Leben regiert hat.
Doch dem sei nun, wie ihm wolle – über dem Eingang des neuen Jahres steht als Forderung: „Fürchte den Heren, und als Auslegung: „Die Furcht des Herrn hasst das Arge:“ Wer aber Gott fürchtet, der ist frei von aller an dern Furcht. Denn was können Menschen dem tun, der in Furcht des Herzens denjenigen seinen Gott bekennt, welcher ein Herr über. Alles ist. In der Furcht Gottes muss alles Tun stehen und alle Rede, alle Freude und alle Traurigkeit. Denn unsrem Tun gibt Gottesfurcht den rechten Mut, Kraft und Beharrlichkeit, unsrer Rede den rechten Nachdruck und Unerschrockenheit, unsrer Freude das gute Gewissen und die Reulosigkeit, und unsrer Trauer das rechte Maß.
Lieben – das ist das Andere.
Es gibt ein Ding, das soll man gar nicht lieben: die Sünde. Sich selbst und seinen Nächsten soll man lieben – doch nicht zu viel, Gott soll man lieben über Alles – nie zu viel. Wie kann man den zu viel lieben, der uns mit ewiger Liebe liebt; der uns mit einer Liebe liebt, die nicht vergolten werden kann; der uns mit Liebe liebt, die stärker als der Tod und mächtiger als die Hölle ist; der uns mit einer Liebe liebt, welche Gott selber zwingt; denn sie hat ihn, den Lebendigen, in den Tod geführt. Nun – wie viel Augenblicke in deinem Leben hast du wohl deinen Gott von ganzem Herzen lieb gehabt? Doch wir wollen jetzt anfangen, Gott über alles, uns selbst und alle Dinge in Gott zu lieben, auch uns und alle Dinge um Gottes willen zu hassen und zu lassen. Es gibt aber drei Kennzeichen rechter Gottesliebe, so sagt ein Alter, die Lust zu beten, die Luft zu leiden, die Lust zu sterben.
Die Lust zu beten; denn Liebe offenbart das Herz. – Es sagt das Kind der Mutter gerne Wunsch und Gedanken; es verlangt die Seele, welche Gott liebt, nach ihrem Gott und begehrt nach seinem Angesicht; es. wacht das Herz, welches Gott liebt, frühe zu Gott, und redet vor ihm des Abends und sinnt auf dem Lager; es eilen die Füße dessen, welcher Gott liebt, gerne zu seinem Heiligtum; es begehrt sein Mund nach Gotteslob und seine Hände sich zum Gebet zu erheben.
Wer Gott liebt, hat Lust zu leiden. Denn Liebe duldet gern. So duldet die Mutter um das Kind mit Freuden. Und was uns Mühe und Not bereitet, das haben wir nur um so lieber. Wer Gott liebt, leidet gern um Gottes willen.
Und stirbt gern nach Gottes Willen. Denn die Liebe steigt in ihrer Begierde immer mehr über sich und aus sich, nicht ruhend, bis sie den ergriffen hat, welchen sie liebt. Es möchte die Liebe da sein, bei dem, ganz und gar mit dem vereinigt sein, welchem sie sich ganz zu eigen gegeben hat. Doch, wie es Gott gefält.
Fürchten, Lieben und Vertrauen. So heißt die Auslegung. Nicht wie Forderung lautet das; sondern wie selige Erlaubnis. Und doch wie selten ist recht freudiges Vertrauen! Ist es doch, als ob es dem Menschen wohler wäre in der Unruhe der Sorgen und den Schrecken der Angst, als im seligen Frieden des Gottvertrauens! Wohl, Gott führt oft wunderlich, doch selig immer die Seinen. Und der den Sand des Meeres zählt und die Haare unsres Hauptes – der sollte uns versetzen im Regiment der Welt? Er hat Zeit für Alle, und hat Augen für Alle und ein Herz für Alle. Wir sorgen menschlich, Gott sorgt göttlich. Wir vermögen weder recht zu erkennen, was uns Not tut, noch recht zu bedenken, noch recht zu bitten, noch viel weniger zu tun. Gott steht und denkt und tut für uns. Er sieht das Zukünftige, er denkt das Heilsame, er tut das schier Unmögliche. So lass die Sorgen deines Herzens schweigen und befiehl Gott deine Wege!
Ich weiß wohi, dass die wilden Wogen, darauf der Streit haust und die Leiden wohnen und die Gerichte daher rauschen, dass diese Wogen nur gedämmt, nicht verstegt sind. Wenn die Dämme nun reißen, wenn die Wasser brausen – und wer weiß, was eines Jahres Tage bringen können und werden? – dann sollen wir mit jenem frommen Mütterlein singen: „eine Mauer um uns bau“; denn der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten, und hilft ihnen aus. Und sollen mit dem Sänger sagen:
Im Sturm der Welt
Sei Anker, der mich hält,
Und birg mich in dein Zelt,
Wenn alles zaget.
In Noth und Pein
Nimm mich, o Liebe, ein:
So harr ich kindlich dein,
Bis dass es taget.
Doch was sag ich: sollen – ? dürfen! Nicht eine Forderung – ein Trost ist das. Ja wohl, ein Trost ist dieses Wort, das an der Pforte des neuen Jahres steht: Ich bin der Herr dein Gott.
Zum Eingang eine Beruhigung und ein Segen.
Ganz ohne Besorgnis ist kaum ein Mensch, er mag auf sich sehen oder auf das Allgemeine. Gott will uns erinnern, dass er uns aus sechs Trübsalen erlöst hat; so wird uns in der siebenten kein Übel rühren. Und wie er dieses Wort für uns sagt, so sollen wir desselben auch gedenken, wenn wir auf das Allgemeine blicken. Auch seiner Kirche, unsrer Kirche sagt ers, uns eine Beruhigung, wenn uns bange um sie werden will. Sie ist ihm wert, die edle Magd; dessen soll sie sich getrösten. Er ist ihr Herr und Gott. Eine Beruhigung und ein Segen.
Wir sind durch die Pforte — ein langer Weg liegt vor uns. Welch ein buntes Gewimmel auf dieser Straße! Alle unsre Wünsche und Hoffnungen, Pläne und Arbeiten. Was geht uns da nicht Alles durch den Sinn. Wir wollen gerne Mühe und Arbeit nicht sparen – aber wird’s gelingen? Einen Segen brauchen wir. Im Namen des Herrn unsres Gottes – das ist unser Segenswort. Wenn ein Sohn in die Fremde zieht, beugt er sich vor Vater und Mutter, dass sie ihm ihren Segen geben. So ziehen wir hinaus in die Fremde des neuen Jahrs. Und Gott, dem wir zu Kindern geboren sind im Geiste, legt segnend die Hände uns auf mit dem Wort: „Ich bin der Herr dein Gott.“ – Wenn man ein Haus baut und die Balken des Daches gerichtet sind, sammelt man sich im Kreis und spricht einen frommen Spruch darüber. So steht das neue Jahr als ein neues Haus vor uns, in das wir einziehen wollen. Es ist gerichtet, aber noch nicht vollendet. So laßt uns einen frommen Spruch darüber sprechen. Es ist das Segenswort unsres Gottes, die Verheißung: Ich bin der Herr dein Gott.
Zum Ausgang ein Beistand und eine Aussicht.
Wer von uns das nächste Jahr erleben wird – wer weiß es! Aber das wissen wir, dass wir nicht zu früh das Sterben lernen können. Wenn es nun dazu kommt, wenn Kräfte und Gedanken schwinden: da will Gott uns zur Seite treten, das matte Haupt uns stützen und uns Mut zum Sterben geben durch das Wort, das er uns in’s Ohr spricht: Ich bin der Herr dein Gott.
Und drüben? Wer hat je Kunde erlangt von jenem Lande? Was werden wir finden? Eines wissen, Eines kennen wir :
Den Herrn unsern Sott. Der will uns begegnen, der wilt uns begrüßen mit dem Wort: – Ich bin der Herr dein Gott. Was brauchen wir mehr zu wissen? Ein Beistand und eine Aussicht ist uns dieses Wort zum Ausgang.
So lasset uns wohl behalten, was dieses Wort zum neuen Jahr uns sagt. Lasst uns das Gericht und das Lob nicht vergessen, das darin liegt, die Forderung und den Trost zu Herzen nehmen, den es enthält. So gehet hin und Gott geleite Euch und behüte Euch; er behüte unsren Eingang und Ausgang! Amen.