8 Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.9 Denn was da gesagt ist (2.Mose 20,13-17): »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst (3.Mose 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.11 Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.12 Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.Römer 13
„Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“
(Röm 5, 6-8)
Das bedeutet: Schon vor all unserem Handeln ist uns die Liebe Gottes gewiss. Wir können auf keine, auch nicht die stümperhafteste Art und Weise etwas erreichen, indem wir Hand anlegen. Die Liebe Gottes zu uns hat das Gesetz schon erfüllt.
Heißt das jetzt, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen, nichts Gutes mehr tun sollen, weil doch völlig egal ist, was wir tun und wie wir leben? Ist das fordern sozialer Gerechtigkeit falsch?
Antwort gibt uns ein Abschnitt aus der Konkordienformel:
Zu gründlicher Erklärung […] ist unsere Lehre, Glaube und Bekenntnis:
1. Das gute Werke dem wahrhaftigen Glauben, wenn derselbe nicht ein toter, sondern ein lebendiger Glaube ist, gewißlich und ungezweifelt folgen als Früchte eines guten Baumes.
2. Wir glauben, lehren und bekennen auch, daß die guten Werke gleich so wohl, wenn von der Seligkeit gefragt wird, als im Artikel der Rechtfertigung vor Gott gänzlich ausgeschlossen werden sollen, wie der Apostel mit klaren Worten bezeugt, da er also geschrieben: „Nach welcher Weise auch David sagt, daß die Seligkeit sei allein des Menschen, welchem Gott zurechnet die Gerechtigkeit ohne Zutun der Werke, da er spricht: Selig sind die, welchen ihre Ungerechtigkeit nicht zugerechnet wird“, Röm. 4; und abermals: „Aus Gnaden seid ihr selig worden; Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme“, Eph. 2.
3. Wir glauben, lehren und bekennen auch, das alle Menschen, sonderlich aber die durch den Heiligen Geist wiedergeboren und erneuert [sind], schuldig seien, gute Werke zu tun.
Christsein erschöpft sich nicht im Tun des Guten. Als Folge des Glaubens kommt das Handeln ganz automatisch, ohne moraline Aufforderung und geistlicher Zwangspredigt. Wohl ist ein Glaube, dem kein aktives Handeln folgt, kein wahrer Glaube. Denn die Veränderung unseres Lebens muss sich in alle Bereiche auswirken, auch auf unseren Umgang mit anderen. Wenn sich die Kirche nicht für die Schwachen einsetzt, handelt sie falsch. Aber die Tat ist nicht Voraussetzung, sondern Ergebnis des Glaubens. Wer geliebt wird, kann lieben. Beides gehört zusammen allerdings gehrt es in einer bestimmten Reihenfolge zusammen. In der Sprache der Logik ausgedrückt hieße das:
(Immer) wenn du glaubst, dann handelst du menschenliebend.
Nach den Gesetzen der Logik ist es nun nicht zulässig, diesen Satz umzustellen, sodass er lauten könnte: Wenn du menschenliebend handelst, glaubst du, dann bist du ausreichend genug Christ. Dieser logisch nicht zulässige Schluss ist auch geistlich nicht gestattet. Wohl haben wir keinen Einblick in das geheimnisvolle Handeln Gottes an den Menschen, aber wir dürfen uns nicht dann einfache Wahrheiten wünschen, wenn wir uns über diese nicht sicher sein können. Deshalb bleibt nur zu sagen: Aus dem Glauben folgt das Tun, aber nicht das Tun ist das, was Nähe zu Gott schafft, sondern der Glaube.