Es geht weiter mit der epistemologischen – also wissenstheoretischen – Befragung des Glaubens. Zuletzt sprachen wir über die Unterscheidung der Offenbarung von Außen (d.h. auch: aus der Tiefe der Geschichte), der ich begegne und die durch meine Zustimmung oder Ablehnung nicht berührt wird und der Offenbarung im Subjekt, bei der mein Dafürhalten selbst entscheidet, was Gott sagt und was er nicht sagt und somit eben selbst zum Offenbarungsinstrument Gottes wird. Melanchton meinte dazu:
Das kann wohl sein/ dass einem müßigen Herzen/ eine andere Meinung besser gefiel/ weil sie dem menschlichem Verstand näher/ und der Vernunft mehr gemäß ist/ vornehmlich was vorgebracht und geschmückt wird mit solchen Argumenten/ die weislich und künstlich erdacht sind. Was würde aber folgen in Anfechtungen? Wenn das Gewissen bei sich selbst/ würde anfangen zu disputieren/ „aus welchen Ursachen bist du abgetreten/ von dem allgemeinen und angenommenen Verstand und Meinung in der Christlichen Kirchen?“, dann würden diese Wort/ (das ist mein Leib) eitel Donnerschläge sein. Was will denn dann ein erschrockenes Gewissen/ solchen Donnerschlägen entgegensetzen? Mit welcher Schrift? Mit welcher Stimme Gottes/ will es sich verwahren/ und vergewissern, dass man notwendig habe müssen von den Worten weichen/ und sie anders verstehen und auslegen/ als sie lauten? Sie können nicht viel wissen und erfahren haben/ vom geistlichen Kampf des Gewissens/ die so leichtlich auf neue Lehre fallen