So ist nun erstlich das gewiß/das wir in diesem Abendmahl Brot essen/denn Paulus saget/sooft ihr von diesem Brot esset/etc. Weiter ist aus den Worten der Einsetzung/auch das gewiß/das wir in diesem Abendmahl/nicht allein Brot essen/denn von dem selbigen/das wir in diesem Abendmahl nehmen und essen/spricht Christus/das ist mein Leib/ Derhalben essen wir auch in diesem Abendmahl/den Leib Christi/nicht aber alleine das Herze geistlich durch den Glauben. Denn Paulus bezeugt das auch die Unwürdigen/den Leib Christi essen zum Gericht/das heißt ja nicht geistlich durch den glauben essen, denn wer gleubet der wird nicht gerichtet/Johan. 3. Und wenn Christus spricht/Nehmet hin und esset/so will er/das wir mit dem Munde dasselbige/was uns gereichet wird/nehmen und empfangen sollen/und spricht/das ist mein Leib.
Martin Chemnitz, „Die reine und gesunde Lehre von der wahren Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in seinem Abendmahl …“
Einfach und klar gibt uns Martin Chemnitz hier die Argumentation der lutherischen Kirche bezüglich ihrer Abendmahlslehre wieder:
- Es ist tatsächlich Brot, das wir essen und Wein, den wir trinken, denn Paulus nennt es so (1. Korinther 11). Im Gegensatz hierzu lehrt die katholische Kirche die Transsubstantionslehre, d.h., dass es sich in ihrer Essenz her nach den Einsetzungsworten nicht mehr um Brot und Wein handelt. Die Lutherische Lehre lehnt das mit Blick auf die genannte Stelle ab und spricht, vereinfacht, davon, dass vier Dinge beim Abendmahl mit dem Mund empfangen werden: Brot und Wein und Leib und Blut.
- Genauso tatsächlich und wirklich ist es Christi Leib, den wir essen und Christi Blut, das wir trinken. Denn in den Einsetzungsworten sagt dies Christus selbst klar und deutlich. Dies wiederum verneint Zwingli und alle seine Schüler bis heute mit dem Verweis darauf, dass die Worte Christi symbolisch gemeint seien. Laut dieser Lehre empfängt man also ausschließlich Brot und Wein, die den Leib und das Blut Christi lediglich symbolisieren
- Mit dem Mund empfangen werden Leib und Blut tatsächlich und auch geistlich aber nicht ausschließlich geistlich mit dem Herzen oder der Seele. Warum? Weil Paulus warnt, dass man das Abendmahl unwürdig empfangen kann, das heißt im Unglauben. Anders lehren Calvin und seine Schüler bis heute, nämlich, dass man Leib und Blut geistlich und übernatürlich beim Abendmahl empfängt, jedoch eben nicht mit dem Brot und dem Wein über den Mund. Dann könnte aber ein Nichtglaubender das Abendmahl nicht unwürdig empfangen.
- Dies alles findet die unierte Lehre albern, weil es sich um unnütze Sachen streitet und so die Christenheit spaltet und betont somit das Mahl als Ritus der Gemeinsamkeit und der menschlichen Harmonie. Aber wo sollen Christen denn überhaupt klare Grenzen ziehen, wenn nicht bei dem Gebot und der tatsächlichen Anwesenheit ihres Herrn!