Die Leber des Papsttums töten – mystischer Martini statt werkgerechter Wasserpredigt

Beim letzten Mal hat uns Valentin Ernst Löscher erzählt, wie das Herz des Papsttums getötet werden kann. Warum nicht weitermachen mit der Leber? Das heißt natürlich, heute geht ums Leben, Genießen und Sichversagen. Aber hören wir Löscher selbst:

„Unsere mystische Theologie tötet auch die Leber des Papsttums, die ihm alle Kraft gibt, nämlich das Opus operatum. Denn gäbe es dieses nicht, so fielen so viel tausend Bußen, Messen, Bruderschaften, Stiftungen, ja der ganze papistische Geld-Kram dahin. Wenn man nämlich nicht lehrte, es sei schon genug, man könne den Himmel schon verdienen, wenn man dergleichen äußerliche Werke auch nur obenhin und ohne Andacht, Glauben und Liebe tue. Deshalb macht man einerseits den Leuten die Seligkeit so leicht, wenn man vorgibt, wer nur Zeit seines Lebens ein Vaterunser mit Andacht gebetet habe, der könne selig werden, oder, eine seichte Andacht sei schon genug. Und andererseits bildet man ihnen ein, es sei nicht möglich ohne Stiftungen, Wallfahrten und dergleichen äußerliche Werke, die Geld eintragen, selig zu werden, womit man sie auf das Opus operatum, das der päpstlichen Klerikerei mehr Geld bringt, führt.

Dagegen nutzt die mystische Theologie doppelt. Denn erstens schlägt sie solch äußerliche Werke wie Genugtuungen und auferlegte Bußen, Wallfahrten, Messen hören, Bruderschaften ganz und gar nieder und macht aus ihnen Unvollkommenheiten, ja sogar Hindernisse der wahren Andacht. Daneben lehrt sie, dass ein gutes Werk gar nichts nutzt, wenn das Herz und die innerliche Andacht nicht dabei ist. Damit widerlegt sie ausdrücklich die römischen Moralisten.

Zweitens schlägt die mystische Theologie das im Papsttum gebräuchliche äußerliche Heuchelwesen, das Weinen, Brustschlagen und dergleichen, das, wenn es auch ohne Andacht und aus Gewohnheit geschieht, im Papsttum hoch erhoben wird, als Schattenwerk ganz darnieder und drängt auf innerliche Andacht.“

Ein lutherischer Christ kann sich also im Gottesdienst genauso bekreuzigen, wie man das aus jedem italienischen Film kennt, in dem die Protagonistin in die Kirche geht. Aber mit diesem Bekreuzigen geht eine innerliche Motivation einher. Es ist wie bei Martini und Wasser. Äußerlich sehen beide ähnlich aus – jeweils eine durchsichtige Flüssigkeit. Aber wenn man es trinkt, hängt die jeweilige Wirkung davon ab, was im Glas wirklich drinsteckt. Und trinkt man genug des einen, nimmt die Leber Schaden.

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