Ein eingeschränkter Sommer, ein leiser Finanzierungsvorschlag und Lutheraner und Verfolgung in Leipzig (bis 1539)

Liebe Konsumentengemeinde, liebe Freunde, Interessierte, Fast-widerwillig-sich-trotzdem-angezogen-findende und Jederman,

Gnade und Friede in Christo voraus. Ich schreibe hier um Euch eine Veränderung der Produktionsfähigkeit unseres Blogs mitzuteilen, die vorerst bis zum Reformationsfest diesen Jahres währen wird. Bis dahin wird sich Stud. Theol vorerst und, so hoffen wir, vorübergehend, aus der Arbeit an unserem Projekt zurückziehen. Das heißt konkret, dass wir in dieser Zeit wohl ab und zu einmal nicht unseren wöchentlichen Rhythmus einhalten werden können. Es wird wohl mehr Zitate und eventuell mehr Podcasts bedeuten (Reden geht schneller als Schreiben). Sollte Euch also eine solche Veränderung in unserem Output auffallen, bitten wir Euch, Euch erst einmal darauf einzulassen. Wie bisher werden wir unser Besten tun, nur ist unser Bestes gerade eingeschränkt worden.

Solltet ihr aber durch diese Situation wirklich angefressen sein, oder das Lutherische Lärmen wirklich mögen, dann nehmt doch bitte direkt mit uns Kontakt auf und sagt uns, wieviel ihr monatlich bereit wärt für regelmäßiges und hochwertiges Lärmen beizutragen. Bisher quetscht sich das Lärmen zwischen unsere anderen Berufungen, da keiner von uns *räusper* Pfarrer ist. So haben wir jedoch auch eine wirkliche Freiheit des Schreibens, die eben nur so zu haben ist. Hier geht es auch nicht um eine Vollzeitstelle und auch kleine Beträge können in Menge viel erreichen. Eine Patreon, PayPal oder ähnliche Infrastruktur können wir schnell hinstellen, also lasst uns wissen, was Ihr denkt.

Und damit das nicht nur auf der Blogmetaebene läuft, hier eine Beschreibung der Zeit, in der Leipzig noch nicht lutherisch war. Ich persönlich bin mir nicht so sicher über die teilweise sehr „entitled“ scheinende Haltung zu Gottesdienst und Abendmahl auf konservativer Seite. Videoabendmahl und Agapemahl, ist Euch sicher klar, dass das furchtbar ist, jedenfalls in unseren Augen. Verfolgung und Notwehr sind sehr komplexe Themen im Christentum, hier also mal ein bisschen Komplexität:

Aus Furcht vor der angedrohten Strafe haben die Studenten, in welcher Herzen die Funken des aufgegangenen evangelischen Lichtes nicht haben erlöscht werden können, sich abermals hausweise von Leipzig nach Wittenberg gewendet. Die Bürger aber, so dem Evangelio beigepflichtet, haben sich dessen nicht merken lassen dürfen, sondern es still halten und in Geduld und Hoffnung ihrer Erlösung erwarten müssen. Denn wider diejenigen, welche nur wenig verdächtig gewesen, hat man schleunigst inquirieret und nach Befinden mit Verweisung der Stadt und des Landes, Konfiszierung ihrer Hab und Güter und anderer härterer Strafen sie beleget, wie denn anno 1624 eine Buchführer (Buchhändler) mit Namen Johann Herrgott, weil er lutherische Bücher in die Stadt gebracht, auf dem Markt den Kopf abgeschlagen und viele vornehme Bürger und Kaufleute mir Weib und Kindern, wie auch zuvor schon 1521 geschehen, aus der Stadt verjagt wurden. […] Folgendes 1525. Jahres ist‘s nicht besser hergegangen, sondern die Verfolgung stark fortgesetzet, und sind wegen der evangelischen Wahrheit nicht allein etliche Leipzigische Magister dem Bischof zu Merseburg zu ewigem Gefängnis zugeschickt, sondern auch zween Bürger, deren der eine ein Ringschmied gewesen und der andere, Uebelacker geheißen, auf dem Markt mit dem Schwert gerichtet worden. Von der Zeit an hat niemand in Leipzig im geringsten sich dürfen merken lassen, dass er lutherisch wäre, und sind alle diejenigen, welche das Sakrament nicht unter einer Gestalt gebrauchet, für Ketzer gehalten, hart bestrafet und nach dem Tode nicht auf die Kirchhöfe und Gottesäcker, sondern aufs freie Feld und Teils auf dem Schindacker begraben worden. Daher viele Bürger mit den ihrigen die Stadt freiwillig verlassen und nach Grimma und andere dem Kurfürsten zuständige Örter sich begeben haben. – Anno 1530 hat der Kurfürst Johann zu Sachsen zur Eichen (ehemalige slawische Kultstätte und katholischer Wallfahrtsort), unweit von Leipzig bei Naunhof gelegen, die Antoniermönche, welche sich da eingenistet hatten, vertrieben, die Kirche reformieret und Johann Pfeffinger zum ersten evangelischen Pfarrer dahin verordnet. Darüber haben sich die zu Leipzig gedrückten und verfolgten Evangelischen von Herzen gefreut, ihnen wiederum einen neuen Mut gefasset, und des scharfen Gebots ungeachtet, die Predigten daselbst, wie auch im Dorf Holzhausen (welches nahe bei Leipzig gelegen und jetzo der Universität zustehet) oft besuchet und des Heiligen Abendmahls Christi unter beiderlei Gestalt mit herzlicher Andacht gebrauchet. Solches aber zu hindern hat auf der landesfürstlichen Obrigkeit Befehl sowohl die Universität, als der Rat sich äußerst bemüht und damit sie, welche päpstisch oder lutherisch wären, erfahren möchten, die Verordnung gemacht, daß die Mönche und Beichtväter allen denen, so vor dem Osterfest auf römische Art beichten und das Abendmahl unter einer Gestalt nehmen würden, gewissen Zeichen geben sollten. Welche nun solche Zeichen der Weltobrigkeit nicht vorweisen können, die sind für Ketzer gehalten, mit Gefängnis und sonst hart bestraft und dieselbigen anno 1532 auf einmal 80 Bürger und mit ihren Weibern, Kindern und Gesinde 800 Häupter aus der Stadt vertrieben worden.

Nachdem Herzog Heinrich die Regierung angetreten im März 1539 War das Osterfeste 1539  noch auf päpstische Weise gehalten worden. An dem darauffolgenden Pfingstfeste konnte man in Leipzig evangelische Trost-, Dank- und Freudenpredigten hören.

Schneider chronicon Lipsiense IV. Buch S 183 ff. zitiert in Geschichte der Stadt Markkleeberg

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