„Diejenigen, so die Absolution verachten, die wissen nicht, was Vergebung der Sünden ist“ – zu Gesetz, Evangelium und Beichte

Vor reichlich einem Jahr widmeten wir uns der Beichte – vor allem mit Blick darauf, wie sie praktisch vollzogen werden kann. Heute wollen wir, ausgehend von der Apologie der Confessio Augustana, auf die Absolution schauen.

Los gehts also, nochmal kurz zu den Grundlagen: Sind Beichte und Absolution nicht was Katholisches? – Antwort Melanchthon:

Die Beichte behalten wir auch um der Absolution willen, welche ist Gottes Wort, dadurch uns die Gewalt der Schlüssel losspricht von Sünden. Darum wäre es wider Gott, die Absolution auch [in] der Kirche [abzuschaffen]. Diejenigen, so die Absolution verachten, die wissen nicht, was Vergebung der Sünden ist, oder was die Gewalt der Schlüssel ist. Von dem Erzählen aber der Sünden[das Aufzählen aller Sünden in der Beichte] haben wir oben in unserm Bekenntnis gesagt, dass wir halten, es sei von Gott nicht geboten. Denn daß sie [die Anhänger des Papsttums] sagen, ein jeglicher Richter muss erst die Sachen und Gebrechen hören, ehe er das Urteil spreche, also müssen erst die Sünden erzählt werden usw. das tut nichts zur Sache. Denn die Absolution ist schlicht der Befehl loszusprechen, und ist nicht ein neues Gericht, Sünde zu erforschen. Denn Gott ist der Richter, der hat den Aposteln nicht das Richteramt, sondern die Gnadenexekution befohlen, diejenigen loszusprechen, die es begehren; Und sie entbinden auch und absolvieren von Sünden, die uns nicht einfallen. Darum ist die Absolution eine Stimme des Evangeliums, dadurch wir Trost empfangen, und ist nicht ein Urteil oder Gesetz.

Ganz wichtig also: Beichte und Absolution sind kein Gesetz! Es ist nichts, was man erst tun muss, um dann anschließend Gottes Gnade zu erhalten. Es ist überhaupt nichts, wo wir mit unserem Vermögen etwas beitragen können. Denn wir kommen und wollen etwas: Die Lossprechung. Diese Absicht, das Vertrauen darauf, dass Gott uns losspricht, ist unser Ausgangspunkt. Aber das Handeln in der Beichte geht von Gott aus: Er zählt alle unsere Sünden auf – auch die, die wir vergessen – und er vergibt sie. Das meint Melanchthon mit der Absolution als Stimme des Evangeliums: Denn die Absolution spricht uns Gottes Liebe, Gnade und Vergebung zu.

Nun gut! Aber muss ich dann im Anschluss nicht was Gutes tun, etwas Spezifisches um seine Reue glaubhaft zu machen, ein Vater-Unser für einmal lügen, wie es im Film gelehrt wird? – Antwort Melanchthon:

Wir sagen, wo rechte Buße, Erneuerung des Heiligen Geistes, ist im Herzen, da folgen gewiss gute Früchte, gute Werke, und es ist nicht möglich, dass ein Mensch sich zu Gott bekehren und rechte Buße tun, herzliche Reue haben kann, und nicht folgen gute Werke, gute Früchte. Denn ein Herz und Gewissen, das recht seinen Jammer und Sünde gefühlt hat, recht erschreckt ist, das wird nicht viele Wollüste der Welt achten oder suchen. Und wo der Glaube ist, da ist er Gott dankbar, achtet und liebt herzlich seine Gebote. Auch ist inwendig im Herzen gewiss keine rechte Buße, wenn wir nicht äußerlich gute Werke, christliche Geduld erzeigen. Und also meinet’s auch Johannes der Täufer, da er sagt: “Erzeiget rechte Früchte der Buße.” So auch Paulus, da er sagt zu den Römern im 6. Kapitel: “Begebet eure Glieder zu Waffen der Gerechtigkeit” usw. Und Christus, da er spricht: “Tut Buße!” redet wahrlich von der ganzen Buße und von dem ganzen neuen Leben und seinen Früchten.

Also: Nicht irgendetwas Gutes tun nach der Beichte, eine konkrete Tat, mit der man für seine Sünden bezahlt. Sondern stattdessen sich vom Geist Gottes verändern lassen. Weil es bei Sünde, Beichte und Absolution gar nicht so konkret um moralische Verfehlungen geht. Sondern stattdessen um Glaube oder Unglauben. Und das ist viel mehr als nur eine Lüge oder oder andere moralische Vergehen.

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