Der heutige Tag bietet den Anlass, an unseren Artikel von letzter Woche erinnernd von der Rechtfertigung zu sprechen.
Das lutherische Bekenntnis lehrt, „dass wir Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit vor Gott nicht erlangen können durch unsere Verdienste, Werke und Genugtunung, sondern dass wir Vergebung der Sünden bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnaden um Christus willen durch den Glauben, wenn wir glauben, daß Christus für uns gelitten hat, und dass uns um seinetwillen die Sünden vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Denn diesen Glauben will Gott für Gerechtigkeit erachten und zurechnen, wie St. Paulus sagt (Röm 3 und 4).“
Es ist dieser Artikel der CA, der Anlass und Inhalt des Reformationstages als Feiertag der lutherischen Kirche ist. Nicht Thesenanschlag und 95 Thesen bilden die Mitte des lutherischen Glaubens. Davon kann man natürlich reden, historisch daran erinnern, aber sie bilden nicht den zentralen Punkt, ebenso wie jede Rede über die gesellschaftspolitilischen Möglichkeiten, die sich aus der Reformation ergeben. Der Artikel von der Rechtfertigung aber – ohne ihn gehts nicht, oder besser gesagt: die Einsicht, dass die Bibel, dass Christus diese im Artikel beschriebene Gerechtigkeit lehrt, ohne die geht es nicht, will man von der Lehre der lutherischen Kirche sprechen. Es ist zu hoffen, dass auch die Gottesdienste am heutigen Feiertag nicht ohne diesen Artikel auskommen und ihn predigen, ihn also lehren, mit ihm die Gewissen ermahnen und durch ihn trösten.
Zwei Dinge seien dazu heute besonders betont (FC):
3. Wir glauben, lehren und bekennen, dass allein der Glaube das Mittel und das Werkzeug ist, durch das wir Christum und also in Christo solche Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, ergreifen, um welches willen uns solcher Glaube zur Gerechtigkeit zugerechnet wird (Röm. 4).
4. Wir glauben, lehren und bekennen, dass dieser Glaube nicht eine bloße Erkenntnis der Historie von Christo sei, sondern eine solche Gabe Gottes, dadurch wir Christum, unsern Erlöser, im Wort des Evangelii recht erkennen und auf ihn vertrauen, dass wir allein um seines Gehorsams willen aus Gnaden Vergebung der Sünden haben, für fromm und gerecht von Gott dem Vater gehalten und ewig selig werden.
Von der Rechtfertigung zu predigen heißt auch nicht, in der Predigt einfach diesen Artikel zu zitieren. Das wäre nur eine andere Form der „Erkenntnis der Historie (Geschichte)“. Das wissen von der Lehre ist wichtig, und ohne dieses Wissen geht es auch nicht. Aber wie wir schon sagten, neben das Lehren tritt das Ermahnen und das Trösten der Gewissen: All dein eigenes Wollen tritt hier bei diesem Artikel an eine Grenze. Du kannst dich nur auf die Gnade Gottes werfen, du kannst nicht auf deine guten Taten oder dein gutes Leben vertrauen, du kannst dich nicht rechtfertigen. Aber doch musst du auch nichts anderes, als dich auf die Gnade Gottes zu werfen, sie ist genug, auch in deinem ganz speziellen Fall der dir so hoffnungslos erscheint: Der Glaube allein ist das Mittel, durch das wir von Gott gerechtfertigt werden.